Wohltun statt Wohlmeinen!
von einem anderen Zugang zur sozialpolitischen Herausforderung
Jedem Menschen möge es gut gehen: Selbstverständlich soll er sich optimal entfalten können! Wem aber das Schicksal übel mitspielte, sollte dafür nicht „bestraft“ werden: In einer demokratischen Gesellschaft gehört das sozialstaatliche Prinzip einer „Wohlfahrt“ zu ihrem Selbstverständnis.
Allerdings: Die als Fortschritt gepriesenen heutigen Sozialleistungen bewirken leider eine subtile Erniedrigung bestimmter Menschen, die zu Objekten einer zwar wohlmeinenden, aber nicht wohltuenden „Zwangsbeglückung“ diskriminiert werden. Sind insofern die hierzulande Benachteiligten ein Spiegel der ungelösten sozialen Widersprüche, die sich an dieser Stelle auftun? Um die beleidigende „Vergewohltätigung“ zu beenden, sollten sich die möglichen Maßnahmen nicht um weitere Sozialleistungen, etwa gegen die zunehmende Verelendung, drehen; sondern dem bedingungslosen Respekt vor der Freiheit und Würde der Person entspringen.
Bertrand Stern
Siegburg, April 2010