„Stadtluft macht frei!“
– aus bürgerlichen Illusionen erwachen? –
Viele Menschen des Spätmittelalters hofften, dem ländlichen Elend durch eine Flucht in die Stadt zu entkommen: Insofern markiert „Stadtluft macht frei!“ die Hoffnung auf Freiheit an sich und die Triebfeder einer vor allem urbanen, eben bürgerlichen Zivilisation. Freiheit? Da die weltweit propagierten, stadttypischen Ideologien, Ziele, Techniken das Leben planetar schlicht zu vernichten drohen, dürfte allmählich deutlich sein, daß weder die utopische Rückkehr in eine angeblich paradiesische Vergangenheit noch die weltweite Urbanisierung eine Lösung darstellen! Was tun?
Erst die radikale Klärung der Frage nach dem Spannungsverhältnis „Freiheit“ und „Natur“ erlaubt die Analyse, welche sogenannten „Fortschritte“ des Modells „Stadt“, auch die „städtische Freiheit“, in einer anders gestalteten Lebens- und Kulturform als positive Errungenschaften ihren Platz hätten. Diese Klärung könnte dazu beitragen, daß eine jede Person sich bewußt entscheidet, ob und inwieweit sie ein Akteur der längst fälligen, (re-)konstruktiven Evolution sein möchte.
Bertrand Stern
Siegburg, März 2015