Lob der Langeweile
Ehrenrettung einer verkannten Tugend
Für viele ein Ärgernis: jene als Langeweile beschimpfte „leere“ Zeit! In einer Gesellschaft, die der Arbeit als Lebenssinn huldigt, stellt der Satz „mir ist langweilig!“ fast einen Tabubruch dar. Was wird auch von ganzen Heeren an Freizeitpädagogen, Urlaubsanimateuren, Spielemachern, Unterhaltungsspezialisten, Medien- und Elektronik-Experten unternommen, um dieser scham-erfüllenden Not zu begegnen… Wird uns das Unannehmbare dadurch angenehmer, daß brav und stetig hinterher gehechelt wird, um ja keine Ruhe aufkommen zu lassen? um das Öde im Keime zu ersticken?
Statt vieler sinnloser Kämpfe, um die „leere Zeit tot zu kriegen“, dürfte ein anderer Blick auf die Langeweile uns offenbaren, wozu wir sie eigentlich dankbar erheben könnten: zu einem Moment der Muße, zur Schwangerschaft des Innovativen, ja zum Kennzeichen menschlichen Geistes.