Hilfe, ich habe keine Zeit!
Entschleunigung als Motiv, aus der Selbstlüge auszubrechen
Offensichtlich schätzt unser zivilisatorisches System jene, die keine Zeit haben: Weshalb würden sonst immer mehr Menschen vorgeben, unter Zeitmangel zu leiden? Ist es schick, Zeitnot vorzutäuschen? Ist Tempo sinnvoll, um nichts zu versäumen, und dennoch das Wesentliche zu verpassen? Nicht allein ist uns diese blödsinnige Hetze nicht sonderlich bekömmlich; auf dem Altar dieses Wahns wird viel an sozialer, kultureller und persönlicher Bedeutung geopfert!
Was aber wir würden erkennen, daß unsere Lebendigkeit und Menschlichkeit sich nur entfalten, wenn wir uns mit „der Zeit“ versöhnen? Dann werden wir nicht mehr daran glauben, die Versuche einer subtilen Zeit-Eroberung und Zeit-Beschleunigung seien Fortschritte, auf die wir stolz sein sollten! Dann werden wir nicht mehr annehmen, das Optimieren der Zeit-Verwaltung sei der Ausweg aus dem Elend! Dann werden wir Zeit haben, weil wir sie uns für Wichtiges nehmen: Weil Zeit Freiheit und Würde bedeutet. Immerhin: „Gott schuf die Zeit, von Eile hat er nicht gesprochen!“